Der Thematisierungsweg ist ein Begriff, der sich aus der Erkenntnis ableitet, die in vielen Kontexten und Kulturen zum Ausdruck gebracht wird. Diese Erkenntnis findet sich auch in der Genesis:
„Am Anfang war das Wort..."
Das ist der Ausgangspunkt, die grundlegende Aussage für unseren Kontext und für das, was wir den Thematisierungsprozess nennen.
Das „Wort" ist Klang. „Wort” ist Schwingung, „Wort” ist etwas, das wahrnehmbar ist, das sich fortsetzt. „Wort” bedeutet aber im Spirituellen weitaus mehr als das gesprochene Wort. Der Hinduismus sagt: Am Anfang war Nada Brahma (Nada=Klang und Brahma=Gott), am Anfang war der Klang des Göttlichen. Er war die Ursache für die Entstehung der Welt. Dort wird also nicht so sehr das Wort mit Sprache assoziiert, sondern mit Klang. Die Wissenschaft spricht vom Urknall und auch ein Knall ist Schwingung, die hörbar ist. Wenn wir im spirituellen Sinne von diesem „Wort" sprechen, geht es um Schwingung, um Frequenz, die natürlich auch Energie als Grundlage hat. Klangschwingung ist Energie, die etwas bewirkt.
Auf dem Thematisierungsweg wollen wir diese Schwingung nutzen, für einen Prozess, der genau mit dieser Energie arbeitet. Unser menschlicher Geist braucht, um assoziieren zu können, um einen Prozess verstehen zu können, das gesprochene Wort. Somit gibt es eine direkte Beziehung zwischen dem gesprochenen Wort und dem ursprünglichen Wort. Das gesprochene Wort ist sozusagen die reduzierte Widerspiegelung dieses ursprünglichen Wortes, dieser ursprünglichen Klangschwingung, dieser ursprünglichen Energie, die das Universum durchzieht.
Dieses Potential ist universell und in jedem Menschen als solches bereits angelegt. Wir müssen uns nur darum kümmern, diese Potentiale zu erwecken.
Das kann man sich vorstellen, wie bei einem Eichelsamen und der ausgewachsenen Eiche. Der Same enthält bereits das gesamte Potential einer Eiche und doch hat er mit dem Erscheinungsbild einer Eiche nichts gemein. Steckt man den Samen jedoch in die Erde, wird er aufbrechen und der darin angelegte Baum beginnt zu wachsen.
Es geht ganz einfach um die Erweckung dieser Potentiale und dann darum, einen Weg zu finden, diese Potentiale für unser jetziges Zeitbedürfnis und unsere jetzige Lebenssituation so zu formulieren, dass wir dann auch eine Assoziation und eine Umsetzungsmöglichkeit finden. Wir müssen dazu unsere Lebenssituation und die Umstände nicht ändern.
Der Weg, den wir beschreiten, ist im Gegensatz zu einem Glaubensweg mit einer anderen Prämisse versehen. Dieser Weg führt uns und zwar jeden Einzelnen von uns, in sich selbst an Erfahrungen heran, so dass dieser Glaube gegen konkretes Erfahrungswissen eingetauscht werden kann. Das, was ich in mir selbst erfahre, dieser Bereich ist existent. Nicht als Philosophie, als Glaubensvorstellung im Außen, sondern durch das eigene Verifizieren dessen, was ich in mir erlebe.
„Und siehe, alles ist ein Gleichnis"
Es gibt kein Thema, das von diesem Prozess getrennt wäre. Wir können es nur oft nicht sehen und verstehen, weil die Perspektive, aus der wir das Ganze betrachten, zu reduziert ist. Die Möglichkeit, das Thema aus einer anderen Warte zu betrachten und die Thematik völlig neu zu verstehen, ist uns oft nicht gegeben.
Diese Arbeit hilft uns einerseits, höhere Räume in uns zu erkennen und zu verwirklichen und andererseits, nach und nach einen anderen Umgang mit den Themen in der Existenz zu finden.
„Lebt in dieser Welt, aber seid nicht von dieser Welt."
Dieser Ausspruch besagt, dass wir keine Unterscheidung treffen sollen, die auf einem Entweder-Oder-Denken basiert, dass wir sowohl in dieser Welt leben als auch in unserem Geiste einen Raum haben, der vom weltlichen System unberührt bleibt. Das ist die Jungfräulichkeit, das ist die Jüngerschaft, von der schon Jesus gesprochen hat. Das ist das Eigentliche, in diesen unberührten Zustand wirklich einzutreten. Doch was bedeutet das? Dieser jungfräuliche, dieser unberührte Moment setzt voraus, dass mein assoziierender Geist einfach einmal ruhig ist, so dass auch ich dann Ruhe finde. Doch ich assoziiere Dinge in meinem Geist, die ich eigentlich nicht assoziieren will. Das ist aber meinem Kopf egal. Es ist eine Funktion des Geistes, die einmal als Automatismus gestartet worden ist und sich nun nicht mehr abstellen läßt. Wir wollen in diesen Prozess auch gar nicht eingreifen, wir wollen ihn nicht stoppen, sondern wir wollen lernen, ihn zu überwachsen. Diese geistige Funktion einfach zu überwachsen und in einen Raum hinein kommen, wo es uns egal ist, dass nebenan assoziiert wird. Ich mache die Türe zu und lasse den assoziierenden Geist da wo er ist.
Mit diesen Grundeinstellungen wollen wir arbeiten.
Ein weiterer Aspekt der Thematisierungsarbeit ist, dass wir uns mit Hilfe des gesprochenen Wortes und mit Hilfe unseres assoziierenden Geistes an die Themen heranpirschen. Auf der anderen Seite wollen wir, dass ein höherer Schwingungsraum entsteht, denn eine höhere Energie macht auch den Freiraum auf für höhere Themen. Diese Themen müssen von niemandem geschaffen werden, sie sind schon da, aber sie müssen von einem ruhenden Zustand in einen aktiven gebracht werden. Sie müssen wach werden.
Buddha heißt in der Übersetzung: „Der Erwachte.” Also kennzeichnet es einen Menschen, der erwacht ist. Doch was ist in ihm wirklich erwacht?
Es ist eine höhere Lebensthematik erwacht, die er nicht selbst schaffen, sondern nur entdecken musste. Er musste nur den Weg dort hin finden. Mit dieser Erkenntnis konnte er sagen:
„In jedem Menschen ist die Buddha-Natur."
Ein Kleinkind krabbelt und rollert, scheinbar sinnlose Tätigkeiten, aber wichtig, um schließlich laufen zu können. Würde jemand dem Kind einreden können, Krabbeln sei Zeitverschwendung, hätte es große Schwierigkeiten, auf die Beine zu kommen. Das ist uns im übertragenen Sinne passiert: Wir verstehen oft nicht, worauf uns das Schicksal vorbereiten will. Wir sehen den Wald vor lauter Bäumen nicht.
Der Thematisierungsprozess will uns sozusagen über unsere Baumgrenze hinaus bringen und uns zu unserem eigenen Gipfel führen, so dass wir aus einer ganz anderen Warte heraus auf unser Leben blicken können und plötzlich sehen, dass uns das Schicksal einen ganz klaren Weg vorgezeichnet hat. Wir erkennen, dass es keinen einzigen unsinnigen Schritt in unserem Leben gegeben hat.
Es gab und gibt Menschen, die wissen, wie man auf den Gipfel kommt und wenn man erst einmal dort oben steht, braucht man sich nur umzudrehen und nach unten zu blicken. Dann wird man erkennen, dass nichts jemals umsonst war. Der Kampf, den wir führen, weil wir nicht verstehen, was das Schicksal von uns will, weil wir permanent gegen etwas kämpfen, das viel größer ist, dieser Kampf hört dann auf.
Dann kommt tiefe Erleichterung (Erleuchtung).
Erleuchtung bedeutet nicht, dass etwas dazukommt, sondern dass etwas wegfällt. Es fällt alles Schwere weg. Es fällt das Bedrücktsein weg, weil wir erkennen, dass so wie wir sind, wir immer schon in Ordnung waren.